Funktionsprinzip der Belichtungszeit
Wenn ein Foto gemacht wird, öffnet sich der Kameraverschluss für eine bestimmte Zeit und lässt Licht auf den Sensor oder den Film fallen. Je länger die Belichtungszeit ist, desto mehr Licht erreicht den Sensor, was zu einem helleren Bild führt.
Eine kürzere Belichtungszeit reduziert die Lichtmenge, wodurch das Bild dunkler wird, aber Bewegungen „eingefroren“ werden können.
Die Belichtungszeit ist daher ein entscheidender Faktor für die Bildhelligkeit und die Darstellung von Bewegung.
Werte für die Belichtungszeit
Die Standard-Belichtungszeitenskala umfasst Werte wie: 1/8000, 1/4000, 1/2000, 1/1000, 1/500, 1/250, 1/125, 1/60, 1/30, 1/15, 1/8, 1/4, 1/2, 1 Sekunde, usw.
Jeder zusätzliche Schritt auf dieser Skala bedeutet die doppelte Belichtungszeit (und das doppelte Licht). Kameras bieten stufenlos einstellbare Belichtungszeiten, manchmal bis auf 1/3 Stufe genau.
Auswirkungen der Belichtungszeit auf das Foto
Bewegung stoppen oder verwischen mit der Belichtungszeit
Die Belichtungszeit wirkt sich direkt darauf aus, wie die Bewegung auf einem Foto festgehalten wird:
- Kurze Belichtungszeit (z.B. 1/1000s) – stoppt Bewegung, ideal für Sportfotografie
- Mittlere Belichtungszeit (z. B. 1/60s) – kann schnell bewegte Motive teilweise unscharf darstellen
- Lange Belichtungszeit (z. B. 1s und länger) – deutliche Bewegungsunschärfe, kreativ eingesetzter Effekt
Die Wahl einer geeigneten Belichtungszeit hängt von der Dynamik der fotografierten Szene und dem beabsichtigten künstlerischen Effekt ab. In der Straßenfotografie werden oft mittlere Werte verwendet, die eine subtile Unschärfe erlauben, um die Atmosphäre der Bewegung zu vermitteln.
Lange Belichtungszeiten
Bei längeren Belichtungszeiten (über 1/30 Sekunde) ist die Verwendung eines Stativs oder einer anderen stabilen Unterlage unerlässlich. Schon das kleinste Verwackeln der Kamera kann dazu führen, dass sich das Foto bewegt. In der Nacht-, Architektur- oder Landschaftsfotografie kannst du mit langen Belichtungszeiten (sogar einige Minuten) Szenen bei schlechten Lichtverhältnissen einfangen.
Kurze Belichtungszeiten
Sehr kurze Belichtungszeiten (1/1000s und kürzer) sind die Domäne der Sportfotografie, der Tierfotografie und anderer Situationen, in denen es darauf ankommt, schnelle Bewegungen einzufangen. Einige Kameras bieten Belichtungszeiten von 1/8000s oder sogar 1/32000s mit einem elektronischen Verschluss.
Sichere Mindestbelichtungszeiten
Um unscharfe Bilder zu vermeiden, wenn du aus der Hand fotografierst, solltest du das Prinzip der „inversen Brennweite“ anwenden. Bei einem 50-mm-Objektiv beträgt die sichere Mindestbelichtungszeit 1/50s. Bei 200 mm liegt sie bei 1/200 s. Bei Kameras mit Bildstabilisierungssystemen kann diese erforderliche Belichtungszeit um 4-6 Blendenstufen verlängert werden.
EBelichtungszeit versus Blende
Belichtungszeit und Blende sind eng miteinander verbunden. Wenn du einen Parameter änderst, musst du oft auch den anderen anpassen, um die richtige Belichtung zu erhalten. Viele Kameras bieten einen Modus mit Verschlusszeitenpriorität (mit „S“ oder „Tv“ gekennzeichnet), bei dem du die Belichtungszeit auswählst und die Kamera automatisch die Blende einstellt.
Kreative Anwendungen der Belichtungszeit
Die Belichtungszeit ist nicht nur ein technisches, sondern auch ein kreatives Werkzeug. Die bewusste Beeinflussung dieses Parameters ermöglicht es dir,:
- Fotografie „mit Licht gemalt“ (Light Painting)
- Seidige Wassereffekte in Landschaften zu erzielen
- Dynamische Lichtspuren in der Nachtfotografie erzeugen
- Mehrfachbelichtungen in einer einzigen Aufnahme
Technische Einschränkungen
Bei einigen Kameras kann die maximale Blitzsynchronisationszeit begrenzt sein (oft auf 1/200s oder 1/250s). Für kürzere Zeiten müssen Blitzgeräte mit der HSS-Funktion (High Speed Sync) verwendet werden. Außerdem kann es bei sehr langen Belichtungszeiten zu Bildrauschen kommen.
Belichtungszeiten in verschiedenen fotografischen Genres
Verschiedene Arten der Fotografie erfordern eine bestimmte Herangehensweise an die Belichtungszeit:
- Produktfotografie: typischerweise Belichtungszeiten von 1/125s – 1/250s
- Porträtfotografie: in der Regel Belichtungszeiten von 1/60s – 1/200s
- Landschaftsfotografie: oft lange Belichtungszeiten mit einem Stativ
- Sportfotografie: sehr kurze Belichtungszeiten, meist 1/500s und kürzer
- Nachtfotografie: Belichtungszeiten von ein paar Sekunden bis zu ein paar Minuten